Wehrmacht: Entwicklung 1935-39

Wehrmacht: Entwicklung 1935-39
Wehrmacht: Entwicklung 1935-39
 
Die Reichswehr war zum Zeitpunkt der nationalsozialistischen Machtübernahme neben dem Reichspräsidenten die einzige noch intakte Institution im Staate, auf die die konservativen Regierungsmitglieder setzten, wenn sie glaubten, Hitler in der Regierungsarbeit »einrahmen« und »zähmen« zu können. Aber bereits am 3. Februar 1933 stimmte die versammelte Generalität dem von Hitler vorgetragenen Programm uneingeschränkt zu, in dem er neben der »Ausrottung des Marxismus« und der Beseitigung des »Krebsschadens der Demokratie« den Aufbau der Wehrmacht und die Aufrüstung ankündigte und dabei auch einen Krieg zur »Eroberung neuen Lebensraumes im Osten« nicht ausschloss. Schon hier gab er den Generalen die Versicherung, dass nur die Reichswehr der Waffenträger der Nation sei und der SA lediglich innenpolitische Aufgaben zustünden. Diese Zusage löste Hitler auf brutale Weise mit dem Blutbad vom 30. Juni 1934 im »Röhmputsch« ein. Mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht am 16. März 1935, mit der Hitler sich über die Bestimmung des Versailler Vertrages hinwegsetzte, begann auch zugleich der zügige Ausbau der nun offiziell in »Wehrmacht« umbenannten Reichswehr mit den Teilstreitkräften Heer, Marine und Luftwaffe. Oberbefehlshaber der Wehrmacht war der Reichskriegsminister von Blomberg, Oberbefehlshaber der neu geschaffenen Luftwaffe wurde der Reichsluftfahrtminister Hermann Göring. Am 24. August 1936 wurde im Rahmen der Wehrpflicht die zweijährige Dienstzeit eingeführt. Fortan war die Wehrmacht auch auf den Reichsparteitagen mit imponierenden Paraden sichtbar, bei denen die wachsende Stärke der Streitkräfte und ihre Ausrüstung mit modernsten Waffen und Gerät den anwesenden Spitzen von Partei und Staat sowie dem versammelten diplomatischen Korps vorgeführt wurde. 1936-39 kämpften deutsche Truppen (die Legion Condor) auf der Seite Francos im spanischen Bürgerkrieg. 1939 hatte das Heer ein Stärke von 2,6 Millionen, die Luftwaffe von 400 000, die Marine von 50 000 Mann.
 
Aber Hitlers aggressive, auf den Krieg zusteuernde Politik wurde nicht von allen Generalen bedenkenlos mitgetragen. Als von Blomberg und der Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst von Fritsch, gemeinsam mit Reichsaußenminister von Neurath Hitler Anfang November 1937 ihre Bedenken gegen eine so riskante Politik vortrugen, waren sie für den Diktator als Oberbefehlshaber untragbar geworden. Von Blomberg konnte er zwingen, seinen Abschied einzureichen, als eine Polizeiakte über das Vorleben seiner Frau auftauchte, die er gerade im Januar 1938 - mit Hitler und Göring als Trauzeugen - geheiratet hatte. Auch im Fall Fritsch half nur eine schmutzige Intrige, die Göring und Himmler inszenierten, um auch dessen Rücktritt zu erzwingen. Eine zufällige Namensähnlichkeit wurde bewusst ausgenutzt, um Fritsch dem Verdacht auszusetzen, homosexuelle Neigungen zu haben (Blomberg-Fritsch-Affäre). Obwohl ein Ehrengericht das Intrigenspiel entlarvte und die absolute Integrität des Generals feststellte, wurde Fritsch dennoch nicht wieder als Oberbefehlshaber eingesetzt.
 
Hitler hatte sein Ziel erreicht. Er übernahm jetzt selbst die Befehlsgewalt unmittelbar und schuf sich mit dem Oberkommando der Wehrmacht (OKW) eine ihm direkt unterstellte Führungsspitze mit ihm treu ergebenen Offizieren.

Universal-Lexikon. 2012.

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